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Die Vernichtung jüdischen Lebens - 1933 bis 1945

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Die Vernichtung jüdischen Lebens - 1933 bis 1945

Deportation und Vernichtung. Das Jahr 1942

Familie Keyser

Eine ganze Reihe jüdischer Familien aus Hameln emigrierte in die benachbarten Niederlande. Die Einreise in dieses Land war relativ einfach. Für einige Hamelner Familien gab es auch familiäre Beziehungen nach Holland. Nach der frühen Besetzung des Landes durch deutsche Truppen saßen alle diese Menschen in der Falle. In den Niederlanden wurden die Deportationen mit derselben bürokratischen Gründlichkeit durchgeführt wie im deutschen Reich.

Stellvertretend für viele andere soll hier das Schicksal der Familie Keyser dargestellt werden. Hier ist eine große Familie mit Großeltern, Eltern und Kindern nahezu ausgelöscht worden.

Die Kaufmannsfamilie Keyser kam vor der Jahrhundertwende nach Hameln. In die Hamelner Bürgerschaft war sie gut integriert.

Das Foto zeigt einen Ausflug des liberalen Kaufmannsvereins im Jahre 1910 zur Waldquelle in Aerzen. In der 1. Reihe links sind die Geschwister Frieda und Rosa Keyser zu sehen; in der 2. Reihe jeweils der 3. von rechts und von links: Louis und Willy Keyser.


Das Geschäftshaus Keyser in der Ritterstraße
(Quelle Stadtarchiv Hameln)


Das Foto zeigt einen Ausflug des liberalen Kaufmannsvereins im Jahre
1910 zur Waldquelle in Aerzen.
In der 1. Reihe links sind die Geschwister Frieda und Rosa Keyser zu
sehen; in der 2. Reihe jeweils der 3. von rechts und von links: Louis
und Willy Keyser. (Quelle Stadtarchiv Hameln)

Die Familie war geschäftlich erfolgreich. Das Geschäft in der Ritterstraße verkaufte Herren- und Kinderkleidung. Am 1. Dezember 1932 eröffnete Louis Keyser am Markt ein modernes und bei den Hamelnern zunächst sehr beliebtes Schuhgeschäft.

Schon vor Beginn der offiziellen Boykottmaßnahmen wurden beide Geschäfte Ziel antisemitischer Attacken. Bei der Plünderung des Hauptgeschäftes wurde ein Gedenkblatt entwendet, das Salomon Keyser anlässlich des Todes seines ältesten Sohnes Willy erhalten hatte. Willy hatte sich 1914 von der Schulbank weg als Kriegsfreiwilliger gemeldet und war 1915 in Russland gefallen.


Eine Tafel für den an der Ostfront
gefallenen Kriegsfreiwilligen W. Keyser
(Quelle Stadtarchiv Hameln)


Die Gedenktafel für die Gefallenen
der Jüdischen Gemeinde in der
Hamelner Synagoge verzeichnet
auch Willy Keyser.

Aus anderen Städten hören wir, dass Juden angesichts der Boykotte ihre Orden anlegten oder sie im Schaufenster auslegen, als Demonstration der Zugehörigkeit zu Deutschland.

 
Unter dem Druck der fortdauernden Boykotte gab Louis Keyser im Frühjahr 1934 auf, verkaufte sein Schuhgeschäft an Paul Müller und emigrierte nach Palästina.


Das Schuhgeschäft Keyser am Markt
(Quelle Stadtarchiv Hameln)


Die Geschäftsanzeige von "Schuh-
Müller" aus der DEWEZET
DEWEZET vom 14.4.1934

Sein Vater Salomon Keyser führte sein Geschäft weiter, musste aber extreme Umsatzeinbußen in Kauf nehmen. Als holländischer Staatsbürger nutzte er die Möglichkeit, sich beim Oberbürgermeister über die fortdauernden Beschädigungen und Boykottaktionen zu beschweren. Da seine Bemühungen erfolglos blieben und ihn auch seine holländische Staatsbürgerschaft nicht schützte, verkaufte er am 1. November 1935 das Geschäft an die Gebrüder Kolle. Vorausgegangen war ein katastrophaler Umsatzeinbruch von 104.000 RM im Jahre 1932 auf 6.200 RM im Jahre 1935.


Salomon Keyser mit seiner Ehefrau Emma
(Quelle Stadtarchiv Hameln)

Die Eheleute Keyser verließen Hameln erst im Juli 1939 und zogen nach Amsterdam. Die meisten ihrer sieben Kinder kamen mit ihren Familien ebenfalls nach Holland.

Im Sommer 1942 beganen die Deportationen aus den Niederlanden. Die Juden wurden zunächst in das holländische Durchgangslager Westerbork gebracht. Dort wurden die Züge in die Vernichtungslager zusammengestellt.

  • Salomon Keyser starb am 9. Mai 1943 im Alter von 86 Jahren im Lager Westerbork. Ihm blieb die Deportation erspart.
  • Seine Ehefrau Emma wurde von Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor verschleppt und ist dort verschollen.
  • Die älteste Tochter Rosa Schenk wurde mit ihrem Ehemann Leon und den beiden Söhnen Walter und Herbert im Jahre 1942 nach Auschwitz deportiert. Die gesamte Familie wurde dort ermordet.
  • Elisabeth Schenk, eine Tochter von Frieda Schenk, ist verschollen.

  • Salomon und Emma Keyser mit Selma und
    Alwin Gottschalk und Tochter Dina
    (Quelle Stadtarchiv Hameln)

Selma Gottschalk und ihr Ehemann Alwin wurden in Sobibor ermordet.

  • Die jüngste Tochter, die unverheiratete Berta Keyser, wurde in Auschwitz ermordet.
     


Grabstele für die im Osten ermordeten
Mitglieder der Familie Keyser vom jüdischen
Friedhof in Amsterdam-Diemen (Quelle
Stadtarchiv Hameln)

Von der großen Familie Keyser mit sieben Kindern und zahlreichen Enkeln überlebten nur die Söhne Louis und Hermann Keyser, die Tochter Frieda Schenk sowie die Enkel Kurt Schenk und Dina Gottschalk.[1]

 

[1] http://www.juedische-geschichte-hameln.de/1933bis1945/8deportation/keyser.html